Vom Dorfbäcker zur Großproduktion

Ehrenmeisterbrief zum 70. Meisterjubiläum für Werner Schulte

Rietberg-Mastholte – Ob Spekulatius, Dominosteine, Biskuitzungen oder Schweinsohren – Gebäck der Firma Schulte aus Rietberg-Mastholte findet man heute in vielen Supermarktregalen in ganz Deutschland. Dabei fing alles einmal ganz klein an: Die Geschichte des Innungsbetriebs reicht bis ins Jahr 1884 zurück, als Bäckermeister August Schulte die Backstube in Mastholte gründete. Was als Dorfbäckerei mit einem kleinen Lebensmittelgeschäft begann, entwickelte sich unter Werner Schulte zu einem der erfolgreichsten Innungsbetriebe der Region.

Werner Schulte steht für diese beeindruckende Erfolgsgeschichte. Jetzt feiert der inzwischen 93-Jährige sein 70. Meisterjubiläum – eine Ehrung, die das beeindruckende Lebenswerk eines Mannes würdigt, der das Handwerk nicht nur gelebt, sondern mit innovativen Ideen geprägt hat.

Vom Dorfbäcker zur Großbäckerei

Werner Schulte begann 1945 seine Ausbildung in der elterlichen Bäckerei, die damals von seinem Vater Conrad geführt wurde. Nach seiner Lehre sammelte er wertvolle Erfahrungen im Café Läer in Osnabrück, bevor er 1954 in Olpe die Meisterprüfung ablegte. „Ich war damals weniger von der Bäckerei selbst begeistert, sondern vielmehr von den technischen Möglichkeiten“, erinnert sich Schulte. „Wie kann man Prozesse verbessern? Das war schon immer meine Motivation.“

Ehrenmeisterbrief zum 70. Meisterjubiläum

Innovation und Wachstum

Dieses Interesse führte in den 1960er-Jahren zu einem entscheidenden Wendepunkt: Unter Werner Schultes Leitung schaffte der Betrieb den ersten Bandofen an, der die Produktion automatisierte und die Grundlage für die heutige Großproduktion legte. Der erste Großauftrag über 100 Tonnen Spekulatius markierte den Beginn einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte.

„Wir haben uns immer am Qualitätsanspruch des Handwerks orientiert“, betont Schulte. So werden auch heute Klassiker wie Biskuitzungen und Schweinsohren nach traditionellen Rezepturen hergestellt – trotz moderner Produktionsanlagen. „Gute Produkte brauchen ihre Zeit. Unsere Schweinsohren laufen zwar über ein Fließband, doch vom Teig bis zum fertigen Gebäckstück dauert es immer noch vier Stunden“, erklärt der Innungsmeister stolz.

Ein moderner Innungsbetrieb mit Tradition

Aus dem kleinen Familienbetrieb mit zehn Mitarbeitenden ist heute ein modernes Unternehmen mit 400 Beschäftigten geworden, das jährlich 12.000 Tonnen Feingebäck produziert. Die Produktionsstätte befindet sich noch immer am ursprünglichen Standort, wurde jedoch stetig erweitert. Der Betrieb ist nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber in der Region, sondern auch weiterhin ein aktives Mitglied der Bäcker-Innung.

Mit der Übergabe an die vierte Generation bleibt der Betrieb fest in Familienhand: Werner Schultes Sohn Conrad-Werner leitet heute die Geschäfte gemeinsam mir Geschäftsführer Frank Angenendt. Doch der inzwischen 93-jährige Senior ist weiterhin eng mit dem Betrieb verbunden. Besonders bei Neuerungen wie der Einführung neuer Maschinen ist er regelmäßig vor Ort.

Hintergrund: Ehrung der Ehrenmeister

Die Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld würdigt in diesem Jahr 39 langjährige Handwerksmeister im Kreis Gütersloh und übergibt Ihnen einen Goldenen, Diamantenen, Eisernen oder sogar Platinen Ehrenmeisterbrief. Viele von ihnen werden den Ehrenmeisterbrief am 2. Dezember im Rahmen einer Feier im Lind am See in Rietberg in Empfang nehmen. Werner Schulte ist der einzige Ehrenmeister, der für ein 70-jähriges Meisterjubiläum ausgezeichnet werden kann.

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